Predigt für das Hirtenamt am hohen Christtag (Weihnachten 2003)

Themen: die Welt und der Weihnachtsglaube; die Jungfräulichkeit Marias (wer die hl. Christmette in Famagusta 1998 "verschlafen" hat, findet hier einige Inhalte der damals gehaltenen Predigt des Padre. Außerdem gibt es hier weitere Weihnachtspredigten: in der heiligen Kindermette - im heiligen Hochamt am Christtag)

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(Padre Alex)


Liebe Andächtige in Christus, unserem Retter!

Nach vier Wochen Vorbereitung, die unsere Seelen lebendig mit den Jahrtausenden des sehnsüchtigen Wartens auf den Erlöser verbunden haben, sind wir angelangt im Hirtenamt des hohen Weihnachtsfestes. - Was waren denn die letzten Engelsworte, die den Hirten in der Gegend von Betlehem zu Ohren kamen: "Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Friede den Menschen, die guten Willens sind", wie wir auch sagen können. Der Gloria-Gesang der Engel gibt uns also einen Schlüssel für die Antwort auf die oft einseitig gestellte Frage: "Ja, was hat sich denn seit der Geburt oder durch die Geburt Jesu Christi geändert, gebessert?"

Jeder, der auch nur irgendetwas über die zweitausend Jahre christlicher Geschichte weiß, ist mit der Tatsache vertraut, daß die Liebe zu Christus in eine einzigartigen Liebe zu den Armen, den Leidenden und Kranken mündete; dieselbe triumphierende Liebe zeigte sich auch darin, daß Christen sogar ihren Feinden verziehen. Haben denn die Kritiker niemals über den hl. Franz von Assisi, den hl. Johannes von Gott, den hl. Vinzenz von Paul oder die hl. Elisabeth von Thüringen gelesen? Haben sie niemals etwas von den heroischen Opfern der Missionare gehört, die sich nicht nur um das Seelenheil der Heiden kümmerten, sondern auch Hungrige speisten und Kranke pflegten, obwohl ihre Seel-Sorge viel tieferes Interesse für ihre Mitmenschen verriet als alle Sorge um die irdisches Wohlfahrt. Haben jene Katholiken, die begierig die Vergangenheit der Kirche angreifen, nie etwas von der Tatsache gehört, daß die Spitäler von Ordensleuten "erfunden" worden sind und Jahrhunderte lang ausschließlich von ihnen besorgt wurden? Wir müßten noch viele andere Bereiche, wir müßten noch lange, sehr lange ergänzen. Alle, die wirklich das Christentum lebten, hatten eine glühende und erhabene Liebe zu ihren Nächsten und sogar zu ihren Feinden und Verfolgern. Diese Caritas war etwas vollkommen Neues, der heidnischen Welt Unbekanntes.

Daß nun vielen Christen diese Nächstenliebe fehlte und fehlt, kann auch niemand leugnen. Aber war dies so, weil sie etwa statt dessen Gott liebten, oder weil sie schlechte Christen waren und Gott nicht genügend liebten, weil sie sich nicht genug zu Christus hin bekehrten, weil sie eben in der Tat mittelmäßige Christen waren? Die Geschichte zeigt, daß diese echte Nächstenliebe in den Menschen nach dem Maß ihrer Gottesliebe gesteigert zu finden war. Aber, die Menschwerdung des ewigen Sohnes Gottes, das göttliche Jesuskind in der Krippe, weist uns ganz deutlich darauf hin, daß Gott niemanden zu einem wahrhaft guten Willen zwingt. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, die guten Willens sind." Weil also viele Menschen die Güte und Menschenliebe Gottes, die Gnade nicht angenommen haben, weil selbst viele Getaufte nicht als neue Menschen leben, darum also hat sich doch vieles seit der Geburt Christi nicht gebessert. Die Folgen des Sündenfalles des ersten Menschenpaares wirken also weiter, das Tor zum Himmel wurde uns zwar durch Jesus Christus geöffnet, aber die Erde ist durch die Geburt Christi kein Paradies geworden. Das ist eine Realität unseres Glaubens und unseres Lebens, die nicht übersehen werden darf. Wäre alles anders und absolut heilig geworden auf unserer Erde, dann wäre es eben nicht mehr unsere Erde, sondern es wäre bereits das Paradies, es wäre bereits die zweite Ankunft Christi geschehen. Bis zur herrlichen Wiederkunft Christi erwartet Gott aber von uns die Mitarbeit mit seiner Gnade in seiner Kirche. Er erwartet von uns, das wir angesichts der wunderbaren Geburt Christi gläubig staunen, er erwartet von uns, daß wir Maria in jeder Hinsicht zum Vorbild nehmen, sie, die "alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrte und darüber nachdachte" (Lk 2,19).

Zu unserem Heile müssen wir bekennen, daß Maria auch während und nach der Geburt, also allzeit Jungfrau ist, geblieben ist. Wenn ich als Katholik wirklich daran glaube, daß der Sohn Gottes, der von Ewigkeit her beim Vater war, eine Menschennatur angenommen hat und der gottmenschliche Erlöser geworden ist, wenn ich auch wirklich an die Auferstehung des gekreuzigten Jesus aus eigener göttlicher Kraft glaube, dann verlangt Gott nicht zuviel, wenn ich ihm glauben soll, daß Maria Jesus nicht nur ohne Verletzung der Jungfräulichkeit empfangen hat, sondern auch in unversehrter Jungfräulichkeit geboren hat. Diese immerwährende Jungfräulichkeit ist nicht nur ein Symbol, sondern ist volle Wirklichkeit an Mariens Seele und Leib. Nur die volle jungfräuliche Wirklichkeit konnte dem ewigen und absolut heiligen Sohne Gottes bei seiner Menschwerdung angemessen sein. Jesus wäre traurig, wenn wir ausgerechnet diesen Edelstein des Weihnachtsglaubens herausschlagen würden, wenn unser Glaube schon so schwach und erkaltet wäre. Genauso wie die Hirten nämlich von den Engeln im Auftrag Gottes die volle Wahrheit über den Gottmenschen, über das Erlöserkind in Bethlehem erfuhren, so wird für jede Wahrheit des katholischen Glaubens das Wort des Evangeliums gelten: "Denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war." (Lk 2,20) Wir werden es sehen, nach unserem Tod und bei der herrlichen zweiten Ankunft unseres Erlösers Jesus Christus. Entweder es ist etwas wahr oder nicht, es gibt nicht mehr oder weniger Wahres. Die Märtyrer wie der hl. Stephanus starben nicht nur für einen Teil des Glaubens, nein, sie starben für den ganzen katholischen Glauben, sie starben für jede kleinste Glaubenswahrheit, weil Gott ausschließlich Wahrheit geschenkt hat. Denn alles war so gewesen und wird so sein, wie unser katholisches Glaubensgut uns lehrt, weil es die volle endgültige Offenbarung Gottes in Jesus Christus enthält. AMEN.


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