Gott: Hinweise auf seine
Existenz.
Denkanstöße zur Weiterentwicklung, inspiriert
von
Heinrich Reinhardt und Johannes Messner.
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(Padre
Alex)
Ausgangspunkte und Ansatzpunkte für die Hinweise auf Gott
Metaphysisch ist heute die Frage von Gottes Dasein und Wesen zu klären, da im Gegensatz zum Mittelalter weder die Existenz Gottes allgemein geglaubt, noch der Gottesbegriff ein einheitlicher ist. Der wichtigste Ausgangspunkt ist der Mensch selbst. Wie findet er sich selbst, wie findet er das außer ihm Befindliche vor? Es geht um exakte Anthropologie, und hier kann eine metaphysisch gemeinte, platonisierende Begriffe verwendende Explikation zweifellos viele Vorklärungen leisten, die zum religiösen Glauben hinüberführen. Insbesondere für religiös Suchende und bereits Glaubende sind Argumentationen auf Basis der klassischen Gottesbeweise eine wertvolle Stärke und Stütze. Nur müssen wir seriös bleiben und sagen: das setzt ein bestimmtes Weltbild und einen bestimmten naturwissenschaftlichen Bewußtseinsstand voraus, den wir seit Einstein (u. a.) definitiv verlassen haben. Und beim Namen Einstein wechseln wir auf die anthropologische Schiene: alles, was wir in Richtung Gottesbeweis sagen, ist zunächst eine Aussage über unsere eigene Suche. Und in dieser menschlichen Suche gibt es nicht nur Varianten, sondern auch wichtige Konstanten: Suche nach "dem" Wahren, "dem" Guten schlechthin, nach "dem" tragenden Sinn usw. Für den Weg dieser Suche waren schon bisher unter dem Titel "Gott und die 'Ordnung' im Universum" im Gesamtangebot von www.padre.at (isolierte) Erläuterungsbeispiele aufgeführt, die weiter unten auch zusätzlich kritisch kommentiert werden. Diese naturwissenschaftlich inspirierten Vermutungen (!) bezüglich letzter Ordnung und Zielhaftigkeit im Kosmos greifen bei weitem noch zu kurz. Ungleich, unendlich mehr ist das, was der menschliche Geist ersehnt: das bleibend Wahre, das immer und überall Gute, die nie enttäuschende Person, die Freund ist und liebt ...
All das und noch mehr kann man aus der vollständigen Analyse dessen, was der Mensch in seiner existentiell notwendigen, immer wieder unternommenen Prolepse auf die Zukunft, das Ganze, das unbedingt Sinnvolle ..., also letztlich auf Gott schon vor Augen hat, herausfiltern. Man muß keine gewagten Schritte auf neues Terrain machen, wie sie im klassischen Gottesbeweis unvermeidlich sind. Man expliziert, wo wir als Menschen immer schon sind - im Vorzimmer Gottes. Aber wir müssen noch mancherlei nachziehen, bevor wir an seine Tür klopfen können. Dieses Nachziehen wäre die anthropologisch strukturierte Arbeit des Beweisens, daß es Gott ist, den wir suchen, und nicht wir, nicht ein Idol, nicht das leere Nichts, sondern der lebendige Gott.
Der Glückstrieb und das Wissen um Pflicht als Hinweise auf Gott
Die Ewigkeit einer begrenzten Glückseligkeit würde den Menschen nicht befriedigen: des Menschen Glückstrieb verlangt die ewige und unendliche Wirklichkeit des Guten. Warum? Die allgemeine Idee des Guten, dessen, was seinem Glückstrieb entspricht, befähigt ihn, die Begrenzung der einzelnen Güter nach Zeitdauer und Ausmaß der mit ihnen verbundenen Befriedigung des Glückstriebes zu erkennen, zugleich aber die Idee des nach Sein und Dauer unendlichen Vollguten zu fassen, des summum bonum. Da er diese Idee erfaßt, weiß er auch, daß dieses Vollgute allein seinen Glückstrieb voll befriedigen kann; und weiß weiter, daß sein Glückstrieb diesem Vollguten zustrebt. Gewiß, die meisten Menschen sind sich dessen nicht mit analytischer Klarheit bewußt. Die existentielle Unruhe, von der Augustinus an der berühmten Stelle seiner "Bekenntnisse" spricht, läßt den Menschen jedoch nicht im Zweifel, daß alle begrenzten Güter in ihm Ahnungen des unendlichen und ewigen Vollguten erwecken und daß er von dessen Besitz allein die endgültige Erfüllung seiner aus dem Glückstrieb entspringenden Sehnsüchte erhoffen kann. Dieser Trieb nach dem unendlich Vollguten - wie J. Messner es ausdrückt (vgl. z. B. in seinem Hauptwerk Naturrecht, S. 84) - ermöglicht allerdings ebensowenig einen zwingenden Beweis für die Existenz Gottes wie, für sich allein genommen, des Menschen Wissen von der Pflicht; ein solcher Beweis erfordert noch weitere Schritte schlußfolgernder Erkenntnis. Wohl aber wird der Mensch, sobald er Gott als das summum bonum erkennt, sich ihm, wenn er sich selbst und seinen Glückstrieb recht versteht, in persönlicher Liebe zuwenden. Dabei ist zunächst psychologisch an den unzweifelhaft stärksten Beweggrund (das Motiv) für sittliches Verhalten gedacht. In seiner Begründung der Ethik auf eine Metaphysik der Liebe würde die Bestimmung des Menschen als Person zur Hinwendung und Hingabe in Antwort auf die personhaft-individuelle Liebe Gottes zum Menschen zu erweisen sein. Das Verlangen des Menschen nach Geborgenheit in der Liebe Gottes ist als Folgewirkung der die Sittlichkeit begründenden Liebe zu denken, würde demnach in eine solche Ethik kein egoistisches Element bringen, zumal diese Liebe an sich vorbehaltlose Selbsthingabe ist.
Gegen den bekannten Gedankengang (z. B. bei M. Cronin, The Science of Ethics), der vom summum bonum als dem notwendigen letzten Ziel des Menschen ausgeht und die sittliche Pflicht als die notwendige Anwendung bestimmter Mittel zu diesem Ziele dartut, wurde von rein deontologisch orientierten Ethikern eingewendet, daß eine solche Erklärung der Pflicht nicht unserer unmittelbaren Erfahrung entspreche, nämlich unserem ursprünglichen Wissen um die Pflicht. Dieser Einwand ist nur insofern berechtigt, als die Beziehung sittlichen Verhaltens auf das summum bonum nicht als solche Teil des ursprünglichen Pflichtbewußtseins ist. Das bedeutet jedoch nicht, daß sie nicht Teil und sogar wesenhafter Teil eines voller entfalteten sittlichen Bewußtseins ist. Die Tatsache des Todes allein veranlaßt den Menschen zum Nachdenken über seinen letzten Zweck. Nichts drängt dem menschlichen Geiste unnachgiebiger die Frage nach dem Sinn seines Lebens auf als dessen physisches Ende. Sobald sich auf diese Weise im Menschen das Bewußtsein von seinem letzten Zweck geformt hat, ergreift es mehr und mehr Besitz von ihm und wird zu einer Quelle stärkster Motive sittlichen Strebens, zugleich der innersten Vertiefung und Belebung des Pflichtgedankens.
Die Theonomie sittlicher Ordnung
In unserer Erfahrung vom sittlichen Imperativ finden wir mehr als das bloße Bewußtsein eines Geheißes der Natur, der Forderung unseres wahren Selbst. Wir wissen, daß wir nicht nur uns selbst verantwortlich sind, sondern wissen von der übermenschlichen Autorität des Gewissensgesetzes. Wir wissen vom Gesetzgeber, der Gewalt über uns hat, und daß unser endgültiges Geschick von unserem Verhältnis zu ihm abhängig ist. Wir behaupten nicht, daß jeder Mensch einen klaren Begriff davon hat, und keinesfalls würden diese einzelmenschlichen Erfahrungsgegebenheiten einen zwingenden Beweis für die Existenz Gottes ergeben. In Verbindung mit unserer natürlichen Gotteserkenntnis aus anderen Quellen erweist sich das Naturgesetz jedoch doch klar als das Gebot dessen, der die Menschennatur geschaffen und ihr sein Gesetz gegeben hat: das Naturgesetz ist göttliches Gesetz und der göttliche Wille die letzte Quelle sittlicher Verpflichtung. M. Scheler drückte das so aus: "Wenn es einen Gott gibt, dann ist die absolute Autonomie der praktischen Vernunft widersinnig und darum unmöglich und die Theonomie selbstverständlich: dieser Satz scheint uns evident." (Vom Ewigen im Menschen.)
Zum Dialog des Theologen und Naturwissenschaftlers
Wenn wir als Theologen
mit Naturwissenschaftlern sprechen, sind wir an verschiedenen
Sachen interessiert. Wir versuchen, einen Plan Gottes in der
Schöpfung, in der Geschichte und in der Eschatologie
nachzuweisen, während die Naturwissenschaftler die innerhalb der
Schöpfung gültigen Gesetzesmäßigkeiten befolgen,
extrapolieren usw., aber nur an der innerhalb der bereits
angefangenen Schöpfung (d. h. des Geschaffenen) sichtbaren
Wirklichkeit interessiert sind. Plan Gottes vor und in und über
der Schöpfung einerseits, nachweisbare Gesetzesmäßigkeiten
innerhalb des Geschaffenen andererseits - das sind verschiedene
Sachen. Dies muß klar sein. Dennoch wenden sich beide Seiten,
wir als Theologen und jene als Naturwissenschaftler, an dasselbe
Medium, nämlich die Vernunft, und entnehmen ihm die
entsprechenden Details. Daraus folgt, daß wir uns prinzipiell
verstehen können in unserem gegenseitigen "Überredungsversuch".
Natürlich dürfen wir nicht unterschlagen, daß wir als
Gläubige und Theologen davon ausgehen, daß Gott existiert,
daß er der Schöpfer ist usw., genausowenig wie der
Naturwissenschaftler unterschlagen darf, daß er an Mathematik
und Empirie gebunden bleibt und alles, was Gott betrifft, aussparen
bzw. wie einen empirisch eben vorkommenden Mythos behandeln muß.
Dennoch verbindet beide Parteien ein Grundinteresse, und das ist die
Tatsache, daß wir alle Menschen sind und als solche um den Sinn
unseres Daseins besorgt sind, daß wir einen solchen tragenden
Sinn brauchen. Von beiden Seiten her ist also die Bezugnahme auf das
gemeinsame Gesprächsmedium, die Vernunft, geprägt und
getrieben durch die Suche nach einer existentiellen Orientierung. So
sehr wir uns also um Neutralität und Sachlichkeit bemühen,
die Vernunft ist stets von beiden Seiten her durch Interessen in
Spannung versetzt. Absolute Unbeteiligtheit der Vernunft ist daher
vielleicht ein Ideal, eine Orientierungsnorm, aber keine Realität.
Nur im Disput von Engeln wäre sie eine mögliche
Realität.
Das ist der Ausgangspunkt, den wir uns als
methodologische Besinnung immer neu klarmachen sollten.
Beispiel für diesen Dialog: Schöpfung aus dem Nichts
Dieser Anfangspunkt hat sofort Konsequenzen. Ein Beispiel: "das Nichts". Wenn der Theologe von der Schöpfung "aus dem Nichts" redet, meint er nicht bloß, daß empirisch aufweisbare Fakten, Dinge, Zusammenhänge schlechterdings nicht vorhanden waren, als Gott "die Welt" schuf. Der Theologe meint damit auch, daß keinerlei wie immer geartete Möglichkeiten des Vergleichs mit den geschaffenen Wirklichkeiten da waren. In absolut mit nichts anderem vergleichbarer Weise erschuf Gott "die Welt" rein aus seiner unerforschlichen, unvergänglichen Intelligenz heraus. Gut, und was meinet der Naturwissenschaftler mit "Nichts"? Rein logisch die Negation jeder zähl- und denkbaren Einheit. Das trifft nun zwar auch Gottes Intelligenz; auch sie ist Negation jeder zähl- und denkbaren Einheit, aber, und da sind wir schon wieder in der philosophisch-theologischen Spekulation, er ist eben die Negation nicht im Sinne eines Mangels, sondern einer quellhaften Überfülle. Da haben wir schon einen Unterschied. Man darf diese Unterschiede nicht verschweigen. Sie können einen partielle Übereinstimmung, aber manchmal auch eine totale Nichtübereinstimmung der tatsächlichen Wortbedeutung hüben und drüben bedingen.
Wie also heute Schöpfung Gottes seriös denken?
Es gibt da eigentlich die geringsten Probleme. Theologisch kann man doch sagen, daß, wenn Gott existiert und allwissend und allmächtig ist, er ohne dazu gezwungen zu sein, rein aus der Fülle seines Intellekts heraus die Möglichkeit geschaffen haben kann, daß sich diese Welt durch Evolution oder was auch immer langsam entwickelt. Die Gabe dieser Möglichkeit ist einmalig und fortdauernd, die Ausführung vielfältig und bis zu einem irgendwann eintretenden Ende fortdauernd. Dazu, daß Gott die Möglichkeit allfälliger Entwicklung gab, gehört auch, daß er diese Entwicklung derart beaufsichtigt, daß sie weitergehen kann, und zwar jederzeit. Natürlich wird der Naturwissenschaftler den Begriff der Möglichkeit auch wieder anders akzentuieren als ein Theologe, aber wenn er "Möglichkeit" rein als "posse fieri" denkt (und nicht wir wir Theologen als "commendatio ad fieri" o. ä.), dann denkt er doch so etwas wie das Minimum dessen, was auch wir Theologen mit diesem Begriff denken. Schöpfung als Möglichkeit zur Evolution verbindet sich bruchlos mit der theologischen Anthropologie oder sogar Gnadenlehre, insofern, als das großzügige Zulassen und Gewähren der Möglichkeit des Gedeihens und Mißlingens in der Evolution (und des tatsächlichen zahlenmäßigen Überwiegens von nicht genügend lebensfähigen Gestalten) eine Vorform der menschlichen Freiheit sein kann, die ja auch Förderliches und Schädliches hervorbringt. Als Theologe würde ich daher nur den außergeschichtlichen Rahmen der Evolution - Gott, seine Großzügigkeit, seine weitblickende und geduldige Planung durch bloße Vorgabe von Möglichkeit und genügend Zeit zur Entfaltung - betonen, um das seriöse Gespräch mit Naturwissenschaftlern zu führen. Sie könnten zwar sagen, das sei bloß spekulative Extrapolation von innerevolutionären Möglichkeiten, aber ich würde antworten: Hier könnt Ihr nichts beweisen und nichts widerlegen. Gott kann so großzügig handeln, und es paßt zu ihm. Dies können sie nicht abstreiten.
Zu Einzelargumenten und ihrer Einordnung
Jede Ordnung weist auf eine Intelligenz hin
Niemand wird wohl ein mit Sorgfalt erstelltes Werk dem Zufall oder ein blinden Entwicklung zuschreiben, z. B. eine Zeitung, eine Uhr, ein Haus ... d. h., jeder Mensch kann aufgrund seiner persönlichen Intelligenz in den Dingen, die einer Ordnung "unterworfen" sind, das Wirken einer Intelligenz erkennen. Und je komplizierter und vollendeter eine bestimmte Ordnung ist, desto größer müßte die Intelligenz ihres Urhebers sein. (Anzunehmen, daß die Welt dem Zufall entstammt, ist im Grund so ähnlich, wie wenn ich annehme, 1000 Seiten, hinabgeworfen aus dem 7. Stock eines Wohnhauses, könnten unten als fertiges Buch ankommen.)
Dies ist ein Wahrscheinlichkeitsargument. Wir werden von Naturwissenschaftlern sofort hören, daß sich die Unwahrscheinlichkeit des Beispiels verkleinert, je größere Zeiträume wir für die Entwicklung der Sache annehmen. Das geht so weit, bis es eine ziemlich alltägliche Unwahrscheinlichkeit ist, bei der man dann stehenbleibt. Die Demonstrationsabsicht des Beispiels geht zwar dann nicht gerade ins Leere, aber sie erreicht ihren Zweck nicht.
Im übrigen wird im Beispiel mit einem anderen Begriff von "Ordnung" operiert als Gesprächspartner mit alltäglicher naturwissenschaftlicher Grundbildung. "Ordnung" ist im Beispiel etwas Fertiges, durch sich Klares, dazu etwas höchst Qualitätsvolles. Das ist ein mehr oder weniger platonischer Begriff von "Ordnung". Dieser aber wird bei weitem nicht von allen Menschen geteilt, v. a. nicht von naturwissenschaftlich Beeinflußten. Diese werden Ordnung immer verstehen als perfektes System des bisher Bekannten, d. h. als eine relative Ordnung. "Ordnung" ist dort kein qualitativ bestimmbarer Begriff, sondern ein funktionaler, ein im momentanen Forschungsgang tauglicher, weiter nicht.
Auch der Sprachgebrauch im Beispiel im Umfeld des Begriffs "Ordnung" weist auf einen platonisierenden Denkansatz hin (der ja nicht falsch ist, aber seitens naturwissenschaftlichen Denkens besonders schwer akzeptabel erscheint und meistens für glatte Ideologie gehalten wird). Für den naturwissenschaftlichen "Profi" klingt es doch ein wenig verdächtig, wenn "die" Geologie, "die" Botanik usw. als Zeugen aufgerufen werden. Gibt es denn heute noch in sauberer Trennung diese klassischen Disziplinen? Aber gut, das ist eine Kleinigkeit. Sicherlich versuchen diese Disziplinen, "die Gesetze und die Ordnung der Naturelemente aufzuzeigen", allerdings mit aller Vorläufigkeit. Unwillkürlich wird im Beispiel wohl an unveränderliche Gesetze gedacht, während der naturwissenschaftlich Denkende genau umgekehrt ansetzt: Gesetze und Ordnungen wären nicht, wenn nicht der augenblickliche Status der materiellen Voraussetzungen wäre; Gesetze passen sich immer dem an, was sie ordnen wollen, wie auch umgekehrt das zu Ordnende, das Materielle, schon irgendwie vorgeordnet ist durch die Gesetzte von "gestern" oder "vorgestern", usw. Der Naturwissenschaftler kann also keine abstrakt herauspräparierbaren Gesetze anerkennen, obwohl er nach immer weiter greifenden Gesetzmäßigkeiten sucht; aber das zu suchen geht nur, wenn man um so präziser angibt, für welche (absolute??) Zeit und für welchen Materiezustand man die Erklärung wünscht.
Nun scheint es eine "Ordnung" im Universum zu geben
Es besteht in der Welt, die wir sehen, eine
unendlich komplizierte, beständige und nützliche Ordnung.
Als Zeugen dürfen wir wohl anführen: die Geologie, die
Botanik, die Zoologie, die Chemie, die Physik, die Astronomie, die
Physiologie, die Anatomie usw., die die Gesetze und die Ordnung der
Naturelemente aufzeigen.
Ein Beispiel: die Luft besteht aus einem
Teil Sauerstoff und vier Teilen Stickstoff. Eine anders
zusammengesetzte Mischung wäre gefährlich für die
Existenz der Lebewesen. Durch welchen Mechanismus ist die
Zusammensetzung der Luft gleichbleibend? Jede Atmung, jede
Verbrennung, jeder organische Abbau benötigt Sauerstoff. Aber
das Tier und die Pflanzen, bei der Atmung und bei der Verwesung,
setzen Kohlendioxyd frei, das für die Grünpflanze
unentbehrlich ist. Auf diese Weise sichert seit Tausenden von Jahren
die gleichbleibende Zusammensetzung der Luft das Dasein der Lebewesen
...
Es scheint zudem physikalische, chemische und andere Gesetze
zu geben, die überall unveränderlich sind: so bewahrheitet
sich das Gesetz der Schwerkraft (die Körper ziehen sich in
direktem Verhältnis zu ihrer Masse an und in umgekehrtem
Verhältnis zum Quadrat ihrer Entfernung) jederzeit und an jedem
Ort. Die Ordnung, die durch die Wissenschaft der Physik
augenscheinlich ist, dürfte bereits ausreichend sein, von der
Existenz eines "höheren Wesens" ausgehen zu können
In diesem Beweisgang gibt es keine Lücke. Nur setzt er eine Naturwissenschaft vor Einstein voraus, eine Naturwissenschaft, die weder die Zeitdimension noch die Betrachterposition wirklich einbezieht. Zu einer solchen Naturwissenschaft, die weder die Zeitdimension noch die Betrachterposition wirklich einbezieht. Zu einer solchen Naturwissenschaft können wir aber nicht mehr zurück, selbst wenn jemand den (unwahrscheinlichen) Nachweis erbringen sollte, Einstein habe total geirrt. Selbst dann müßte man seinen Gedankenanstoß, daß der "Zeitpfeil" in der Naturwissenschaft immer zu berücksichtigen sei, je neu diskutieren.
Diese übergeordnete Intelligenz müßte alles geschaffen haben
In einem vom Menschen geschaffenen Gegenstand
sind die einzelnen Teile im Hinblick auf ihre Eigenschaften
ausgewählt, aber sie scheinen nie vollkommen allen Gegebenheiten
angepaßt. Und man muß ständig diese Mängel
korrigieren, indem man zusätzliche Komponenten hinzufügt.
Z. B. schützten die Dachziegel das Haus vor dem Regen, aber sie
halten nicht von allein, sie benötigen Balken und Sparren, und
die Gesamtheit der Belastung von Ziegeln und Balken erfordert
stärkere Maueren usw. - daher die Möglichkeit eines
Fortschritts ohne Grenzen für die Geräte, die von Menschen
hergestellt werden. ("Man hält den Fortschritt nicht auf",
sagt man ...)
In der Natur dagegen passen die Elemente, die zur
Komposition ihrer Ordnung gehören, in perfekter Weise
untereinander und zum Ganzen zusammen. Bei einem Baum z. B. tragen
die Wurzeln, der Stamm, die Zweige, die Blätter, die Blüten,
die Früchte zu einem vollendeten Ganzen bei. Man braucht nichts
Neues zur Vervollständigung zu erfinden, es ist keine
wesentliche Verbesserung möglich. Im Gegensatz dazu aber kann
ein künstliches Bein niemals so vollkommen sein wie ein
natürliches. Warum dieser Unterschied?
Wenn bei etwas vom
Menschen Geschaffenem die Einzelteile nie ganz vollständig der
festgesetzten Ordnung entsprechen, dann deshalb, weil der Urheber der
Ordnung nicht auch der Urheber der einzelnen Bestandteile ist. Und
wenn bei etwas in der Natur Vorhandenem die Bestandteile ausnahmslos
und fehlerfrei einer bestehenden Ordnung angehören, so bedeutet
das, daß der Schöpfer dieser Ordnung auch der Schöpfer
der einzelnen Bestandteile ist. Er hat sie voll und ganz geschaffen,
was bedeutet, daß er sie aus dem Nichts geformt hat; anders
gesagt, er ist ihr Schöpfer.
Diese "schöpferische" Intelligenz muß unendliche Macht besitzen, wir können sagen "GOTT"
Nur eine unendlich große Macht kann das
unermeßliche Mißverhältnis überwinden, das
zwischen dem Nichts und einem geschaffenen Wesen besteht. Nehmen wir
einen Vergleich aus der Mathematik. Um von 1/2 die Zahl 1 zu
erhalten, muß man 1/2 mit 2 malnehmen; 2 x 1/2 = 1. Um von
1/100 die Zahl 1 zu erhalten, muß man 1/100 mit 100
malnehmen; 10000 x 1/10000 = 1, usw. - je kleiner die erste Zahl ist
und je mehr sie sich Null nähert, desto größer muß
der Multiplikator sein, um das Resultat eins zu erhalten.
Wenn die
erste Zahl sich Null nähert, muß der Multiplikator gegen
unendlich gehen. Wenn auch die Unendlichkeit, die die Abwesenheit
jeder Grenze voraussetzt, niemals durch Additionen und
Multiplikationen erreicht werden kann, so kann man doch mit
Sicherheit sagen, daß es eine unendliche Macht geben müßte,
um vom Nichts zu irgendeinem Wesen zu gelangen. Diese unendliche
Macht kann aber dann nur in einem unendlichen Sein bestehen.
Nun
kann aber dem unendlichen Sein, das ist die eigentliche Definition,
nichts zur Vollkommenheit fehlen; es ist unendlich weise, unendlich
gut, unendlich glückselig usw.
Schließlich kann es nur
einen Unendlichen geben, denn wenn es mehrere gäbe, könnte
man sie voneinander unterscheiden durch das Fehlen vollkommener
vollkommener Eigenschaften, die bei den andern dann vorhanden wären,
womit sie aber nicht mehr unendlich wären.
Der Schluß von "geht gegen unendlich" in der Mathematik auf den metaphysischen Begriff der Unendlichkeit dürfte für die meisten Mathematiker wie für sehr viele Metaphysiker (sofern sie etwas von Mathematik verstehen) ungangbar sein, einfach deshalb, weil die Mathematik mit solchen Begriffen keine Existenzbehauptung verbindet. Der mathematische Begriff des Unendlichen (sic!) meint nur, daß im Verhältnis zu allen finiten Möglichkeiten hier eine infinite Möglichkeit ins Spiel gebracht wird. Ob sie als reale Größe existiert, interessiert keinen Mathematiker.
WIR
KÖNNEN ALSO VORLÄUFIG ZUSAMMENFASSEN: ES GIBT VIELE
HINWEISE AUF DIE EXISTENZ GOTTES, DIE IN IHRER ZUSAMMENSCHAU DIE
VERNÜNFTIGKEIT RELIGIÖSEN GLAUBENS MIT GROSSER SICHERHEIT
ERWEISEN KÖNNEN. WICHTIGSTER AUSGANGSPUNKT DABEI IST DER MENSCH
SELBST MIT SEINER ECHTEN SUCHE, MIT SEINEM GLÜCKSTRIEB, MIT
SEINEM GEWISSEN UND SEINEM WISSEN UM PFLICHT. DIES ALLES VERLANGT IM
GRUNDE DIE EWIGE UND UNENDLICHE WIRKLICHKEIT DES GUTEN
SCHLECHTHIN.
DIE KIRCHE GEHT DAVON AUS, DASS GOTT VON JEDEM
MENSCHEN NATÜRLICHERWEISE ERKANNT WERDEN KANN, WENN AUCH DER
KATHOLISCHE GLAUBE EINE GELUNGENE GOTTESERKENNTNIS AUF EIN FUNDAMENT
HÖHERER GEWISSHEIT UND SICHERHEIT STELLT. DIE TRADITIONELLEN UND
KLASSISCHEN GOTTESBEWEISE KÖNNEN HILFEN AUF DEM WEG SEIN.
INSBESONDERE BLEIBT DER GOTTESBEWEIS AUS DER KONTINGENZ DES
GESCHÖPFLICHEN SEINS AKTUELL.
Hier ginge es weiter, oder hast Du schon jetzt eine Frage, eine Anmerkung, einen Vorschlag oder Kritik? (am besten jetzt gleich per eMail oder per Formular direkt an den Padre, danke und vergelt's Gott!)
2. Hat Gott nun auch eine "Religion" geoffenbart (= gezeigt/verkündet)?
2. b) Christentum als einzig wahre "Religion"?
3. Hat Jesus Christus nun eine "Kirche" gegründet?
4. Müßte die katholische Kirche mit ihrer Geschichte nicht schon längst untergegangen sein?
5. Was ist dann mit anderen "Religionen"?
6. Was ist dann mit dem Leid und Elend?
7. Was folgt aus dem Ganzen für mich ganz persönlich?
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(Padre Alex)